Börsenaltmeister André Kostolany verglich das Verhältnis von Wirtschaft und Börse einmal mit einem Mann, der mit seinem Hund Gassi geht: Manchmal läuft der Hund neben seinem Herrchen, mal vorweg, mal hinterher. Da er aber immer an der Leine ist, kann er sich nicht zu weit entfernen. Sprich, dauerhaft kann es der Börse nicht viel besser oder schlechter gehen als der Wirtschaft. Wo ist der Hund aktuell? In seiner Analyse macht sich Sven Lehmann auf die Suche.

Wer geht vorne: Hund oder Herrchen? In den vergangenen fünf Jahren war der relative Ertrag in allen Sektoren besser als die Entwicklung des Cash Flows

Im Rahmen seiner Untersuchung hat der Fondsmanager des HQT Global Quality Dividend seit dem Jahr 1995 genauso die relative Performance von insgesamt zehn Sektoren zum Index berechnet wie die relative Entwicklung der Cash Flows. Um sehr kurzfristige Effekte zu vermeiden, verwendet Sven Lehmann für seine Berechnungen rollierende annualisierte Fünfjahreszeiträume. Der Gedanke hinter der Analyse: In einer idealen Welt sollte der relative Ertrag einer Aktie durch den relativen Cash Flow erklärbar sein.

Aber stimmt das?

  • „Aktuell läuft der Hund ein Stück vor dem Herrchen: In den vergangenen fünf Jahren war der relative Ertrag in allen Sektoren besser als die Entwicklung des Cash Flows.“
  • „Besonders deutlich vom Cash Flow haben sich die IT-Branche und der Sektor Kommunikationsdienste entfernt. Bei letzterem war der Unterschied über fünf Jahre in der Historie noch nie so groß wie es aktuell der Fall ist.“
  • „Zudem sieht man an der Historie, dass Sektoren mit besserem Cash Flow nicht unbedingt die bessere Performance aufweisen – und vice versa.“
  • „Eine Abweichung von zehn bis 20 Prozent p.a. kommt in beide Richtungen immer wieder vor – das ist quasi die Länge der Leine. Relativer Cash Flow und relativer Ertrag können also weit voneinander abweichen.“
  • „Bei eher value-orientierten Sektoren wie Basiskonsumgüter und Gesundheitswesen sind die Abweichungen allerdings deutlich geringer als in den Branchen IT- oder Industrie.“

Sven Lehmanns Analyse der Hintergründe für diese Entwicklung:

  • „Größere Abweichungen traten meist bei sehr günstigen oder sehr teuren relativen Startbewertungen auf.“
  • „In 14,4 Prozent der untersuchten Fälle lag der relative Cash Flow bei mehr als fünf Prozent p.a. über dem Ertrag. Diese Situation trat in der Hälfte der Fälle bei sehr teuer bewerteten Aktien auf.“
  • „In 32,1 Prozent der Fälle lag der relative Ertrag um mehr als fünf Prozent p.a. über dem Cash Flow. Das passierte relativ häufig bei günstigen und sehr günstigen Aktien.“

Die Übersicht unserer Chart of The Week-Veröffentlichungen steht hier. popup:yes

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Sven Lehmann
Executive Partner | Kapitalmarktanalyst
HQ Trust
Sven Lehmann ist seit 2011 im Portfoliomanagement bei HQ Trust tätig und dort als Kapitalmarktanalyst unter anderem für die Erstellung, Pflege und Analyse von Modellen für Volkswirtschaft und Kapitalmärkte verantwortlich. Der Diplom-Wirtschaftsmathematiker verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Finanz- und Versicherungswirtschaft.