Trotz aktueller Themen wie dem Brexit, dem drohenden Handelskrieg und dem keineswegs gesundeten italienischen Staatshaushalt dürfte 2019 ein besseres Anlagejahr werden als das vorherige, sagt Reinhard Panse. Der Chief Investment Officer über die aktuelle volkswirtschaftliche Lage, attraktive Anlageklassen und die größten Risiken.

Üblicherweise folgt auf eine starke Änderung der Aktienkurse eine gleichgerichtete Änderung der Konjunkturerwartungen. Daher sollte man mit hoher Wahrscheinlichkeit eine deutlich abgeschwächte Wachstumsrate der Wirtschaft in den nächsten Monaten unterstellen. Dabei wird es weniger regionale Unterschiede als im Jahr 2018 geben; insbesondere wird eine weitere Abkühlung der Konjunktur nicht nur in Europa, Asien und China, sondern diesmal auch in den USA zu verzeichnen sein. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Der Handelskrieg belastet eben nicht nur die Handelspartner der USA, sondern auch die US-Wirtschaft selbst.

Gleichzeitig läuft die Stimulierung durch ein höheres Staatsdefizit aufgrund der massiven Senkung der Steuern, die ihre Wirkung hauptsächlich in 2018 entfaltete, aus. Schließlich fanden Zinssteigerungen hauptsächlich in den boomenden USA statt, so dass der Dollar gegen viele Währungen von Industrie- und Schwellenländern aufwerten konnte. Dadurch wird die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Produkte auf den Weltmärkten geschwächt. Außerdem wird der US-Immobilienmarkt durch den Anstieg der langfristigen Hypothekenzinsen deutlich gedämpft.

Der US-Wirtschaft droht (noch) keine Rezession

Die Arbeitslosigkeit ist sehr niedrig und die Lohnsteigerungsraten ziehen entsprechend an, was den für die US-Wirtschaft sehr wichtigen Konsum weiterhin mit über 4% wachsen lassen wird. Die langfristigen Zinsen sind in den letzten Wochen bereits wieder um ca. 50 Basispunkte gefallen, so dass der Wohnimmobilienmarkt in der zweiten Jahreshälfte wieder stärker von den steigenden Einkommen profitieren dürfte.

Der nach den deutlichen Kursrückgängen im 4. Quartal fair bewertete US-Aktienmarkt wird in 2019 in einem Umfeld moderaten Wachstums und stabil niedriger Zinsen Erträge im oberen einstelligen Bereich erreichen. Die zehnjährigen Zinsen auf Staatsanleihen werden wie schon im letzten Jahr um die 3%-Marke schwanken, was im Vergleich zu anderen bonitätsmäßig ebenbürtigen entwickelten Ländern recht attraktiv ist.

Europas Wirtschaft dürfte sich abkühlen

In Europa wird die Wirtschaft neben dem obengenannten Handelskonflikt durch regionale Probleme wie den Brexit, das mögliche Ende der Reformen in Frankreich, die langsam wachsenden Finanzprobleme Italiens und die Schwierigkeiten der bedeutenden Automobilindustrie in Deutschland belastet. Da jedoch auch hier die Arbeitsmarktentwicklung und damit der Konsum und die Wohnbauaktivitäten positiv wirken, droht auch in Europa nur eine weitere Abkühlung, aber keine Rezession. Ein harter Brexit ist nicht besonders wahrscheinlich und die Italiener werden sich vorläufig weiter durchmogeln und im Notfall von der EZB und diversen Rettungstöpfen Hilfe bekommen. Frankreich wird die Volksseele durch erhöhte Staatsausgaben beruhigen und Deutschland wird die wachsenden Exportprobleme durch steigenden Konsum und Wohnungsbau teilweise kompensieren können.

Da die Aktienmärkte Europas sogar deutlich unterbewertet und die Zinsen wesentlich niedriger als in den USA sind, sollten die Erträge wie in den USA mindestens im oberen einstelligen Bereich liegen, auch wenn eines der genannten möglichen Probleme (vielleicht der ungeordnete Brexit) zur Realität wird. So liegt die Bewertung deutscher Aktien kaum höher als während der beiden Irak-Kriege 1991 und 2003 sowie während des Zusammenbruchs des europäischen Währungssystems im Herbst 1992. Die Geldmarkt- und Staatsanleihezinsen sind jedoch in der Eurozone bei häufig schlechterer Bonität im Vergleich zu den USA wesentlich niedriger, so dass Rentenanlagen ohne Währungsrisiko unattraktiv bleiben.

Einen besonders attraktiven Aktienmarkt bietet Japan

Die Bewertung der dortigen Firmen, die im weltweiten Vergleich extrem wenig Schulden und viel Cash besitzen und viele technologisch anspruchsvolle Güter herstellen, ist im historischen, aber auch internationalen Vergleich sehr günstig, zumal auch die Zinsen seit Jahren bei 0% liegen und der Staat daher die Pensionskassen zur starken Aufstockung der Aktienquoten bewegt hat. Hier könnten die Aktienerträge in den nächsten zehn Jahren sogar über 10% p.a. liegen.

Die starken demografischen Probleme bearbeitet Japan recht geschickt mit einer Mischung aus gezielter Einwanderung, massiven Investitionen in arbeitskräftesparende Robotertechnologie und einer „Endlagerung“ von über 40% des gewaltigen Staatsschuldenberges in der Zentralbankbilanz. Insofern könnte das alternde Japan in vielerlei Hinsicht ein Land der Zukunft sein.

Die ziemlich heterogenen Schwellenländer zeichnen sich im Durchschnitt durch günstig bewertete Währungen und Aktienmärkte und normal bewertete Rentenmärkte aus, so dass in 2019 wieder mit positiven Erträgen gerechnet werden kann.

Die Private Equity-Portfolien werden im Vergleich zu 2018 etwas niedrigere, aber immer noch deutlich positive Erträge ausweisen, da infolge der Aktienkursverluste im 4. Quartal 2018 moderate Anpassungen der Bewertungen der Unternehmensbeteiligungen vorgenommen werden dürften. Bei Private Debt-Fonds sollten mit 2018 vergleichbare positive Erträge erzielt werden, ebenso bei den Immobilienanlagen. Insbesondere in Deutschland lässt sich aufgrund der extrem tiefen Zinsen und der unveränderten Wohnungsknappheit in den meisten städtischen Regionen und dort insbesondere im preiswerten Segment keine Blase erkennen.

Angesichts der auslaufenden Zinssteigerungen in den USA, weiterhin extrem tiefer Zinsen in den übrigen Industrieländern und tendenziell wachsender Staatsdefizite (USA, Italien, Frankreich…) sollte Gold wie schon in 2018 erneut Wertzuwächse erreichen können, zumal sich längerfristig – noch nicht in 2019 – ein Inflationsproblem abzeichnet.

Der Populismus wirkt auf vielen Ebenen inflationssteigernd, mittelfristig durch steigende Importpreise infolge der Zölle und des dadurch abnehmenden Wettbewerbs und langfristig durch die steigenden konsumtiven Staatsausgaben zur kurzfristigen Konjunkturstimulierung und Umverteilung zugunsten der Wählerschaft populistischer Parteien. Noch höhere Staatsschulden werden jedoch die Zentralbanken insbesondere in der nächsten Krise zu noch stärkeren geldpolitischen Maßnahmen zwingen, um Staatspleiten zu verhindern. Damit werden die realen Renditen auf Rentenportfolien ins Minus gedrückt, auch weil steigende Inflationsraten nicht mehr von den Zentralbanken angemessen bekämpft werden können. In einem solchen Umfeld können sich Aktien durchaus positiv entwickeln, insbesondere wird das Gold dann stark zulegen können.

Insgesamt sollte 2019 ein deutlich besseres Anlagejahr sein als das äußerst schwierige 2018, wo man – auch wir – zu Jahresbeginn zu optimistisch war, dann aber außer Gold und US-Geldmarktanlagen fast alle Anlagemärkte Verluste hinnehmen mussten.

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Trotz aktueller Themen wie dem Brexit, dem drohenden Handelskrieg und dem keineswegs gesundeten italienischen Staatshaushalt dürfte 2019 ein besseres Anlagejahr werden als das vorherige, sagt Reinhard Panse. Der Chief Investment Officer über die aktuelle volkswirtschaftliche Lage, attraktive Anlageklassen und die größten Risiken.
Inhaltsverzeichnis
  1. Der US-Wirtschaft droht (noch) keine Rezession
  2. Europas Wirtschaft dürfte sich abkühlen
  3. Einen besonders attraktiven Aktienmarkt bietet Japan